Die Bekämpfung der amerikanischen Kermesbeere

Wurzelwerk der amerikanischen Kermesbeere (Hardtwald, 24.04.2021)

Hier sehen sie eine eher kleine Kermesbeere, betrachtet man nur den oberirdischen Teil. Sie dürfte vielleicht 3, maximal 4 Jahre alt sein. Die mächtigen Wurzeln verlaufen wie die Arme einer Krake nach allen Seiten um die Pflanze fest im Boden zu verankern. Bei kapitalen Kermesbeeren, die 8 – 10 Jahre ungestört wachsen konnten, bildet sich zudem noch eine gewaltige ‚Rübe‘ aus, die in ihrem Ausmaßen an eine große Zuckerrübe erinnert. Leider ist von der gesamten Pflanze nichts verwertbar, denn die Kermesbeere ist giftig und kann daher auch nicht verfüttert werden. Jetzt, im noch zeitigen Frühjahr, sind die jungen Triebe recht klein, werden aber zum Ausgang des Sommers eine Höhe von 2 und bei manchen alten Kermesbeeren fast 3 m Höhe erreichen.

Es gibt Anhöhen im Hardtwald, die ausschließlich von Kermesbeeren bewachsen sind. Wir von der Aktionsgemeinschaft Hardtwald sprechen von den sogenannten ‚roten Zonen‘. Dort bilden sich reinwüchsige ‚Kermesbeeren-Dschungel‘, die ohne Haumesser bzw. Machete nicht mehr passierbar sind. Die Kermesbeere profitiert von den offenen und lichten Waldflächen im Hardtwald. Sehr eindrucksvoll ist der Vergleich zwischen naturbelassenem Bannwald und den (noch) genutzten Waldflächen. Im Bannwald geht der Befall mit Kermesbeere fast bis auf Null zurück während freie Flächen nach und nach vollständig zugewuchert werden. Da jede Kermesbeere im Jahr bis zu 40.000 Samen produziert, dürfen wir davon ausgehen, dass sich im Boden des Hardtwalds ein durchgehendes Samendepot, die sogenannte ‚Samenbank‘, befindet. Sobald die natürlichen Umgebungsbedingungen günstig sind, zum Beispiel durch Holzernte bzw. Baumentnahme, ‚explodiert‘ die Samenbank. Es bilden sich sehr schnell abertausende Keimlinge, die in kurzer Zeit die geöffnete Fläche vollständig bewachsen können.

Offene Waldfläche mit starkem Kermesbeeren-Befall (Hardtwald, 01.06.2021)

Aus den noch recht kleinen Pflanzen, die nicht aus den ‚Rüben‘ mehrjähriger Kermesbeeren hervorgegangen sind, kann man auf eine aufgegangene Samenbank schließen. Und das schon Anfang Juni. Ende September wird hier nichts anderes als Kermesbeeren zu sehen sein. Die notwendige Naturverjüngung, d.h. kleine Baumkeimlinge, wird bald völlig überwuchert sein und unser zukünftiger Wald hat nicht den Hauch einer realistischen Chance.